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Bjarne Mädel: Interview mit dem "Tatortreiniger"


Interview
Bjarne Mädel: Lieber ausgezogen in einem gutem Film, als angezogen in einem schlechtem

t-online, Lars Schmidt

23.04.2012Lesedauer: 6 Min.
Bjarne Mädel in "Der Tatortreiniger"Vergrößern des BildesBjarne Mädel in "Der Tatortreiniger" (Quelle: NDR/Thorsten Jander/dpa-bilder)
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"Meine Arbeit fängt da an, wo andere sich vor Entsetzen übergeben", beschreibt Spurenbeseitiger Schotty (Bjarne Mädel) seinen Job. Wenn sein Handy klingelt, ertönt die "Tatort"-Titelmelodie. Und wenn er mit Hinterbliebenen der Toten zusammentrifft, ergeben sich herrlich skurrile Situationen und Dialoge. Das ist die Welt der NDR-Comedy-Reihe "Der Tatortreiniger". Zwei DVDs der Serie können bei uns gewinnen.

Die Serie wird von der Kritik gelobt und erhielt einen Grimme-Preis. Nur bei den Sendeterminen behandelte man sie etwas stiefmütterlich. Das soll sich ab Mai ändern. Die ARD will den ersten Teil der Serie ausstrahlen (17.5., 21.45 Uhr). Wir sprachen mit Hauptdarsteller Bjarne Mädel, bekannt auch aus den Serien "Stromberg" (als Berthold „Ernie“ Heisterkamp) und "Mord mit Aussicht" (als Polizeihauptmeister Dietmar Schäffer), über Putzgewohnheiten, Lieblings-"Tatorte" und Nacktszenen.

t-online.de: Hat eben beim Anruf die "Tatort"-Melodie auf Ihrem Handy geklingelt?

Bjarne Mädel: Nee. Ich privat hab einen anderen. Die "Tatort"-Melodie haben wir uns für Schotty ausgedacht. Wir konnten uns ganz gut vorstellen, dass Schotty gerne "Tatort" guckt. Ich mach das aber auch fast jeden Sonntag, ist irgendwie ein Ritual.

t-online.de: Lässt man sich für den "Tatortreiniger" vom "Tatort" inspirieren?

Bjarne Mädel: Nee, gar nicht. Für uns ist wichtig, dass wir kein Krimiformat sind. "Tatort" oder "Polizeiruf" können klären, wer der Täter war. Bei uns ist der Mord oder der Tod immer nur Ausgangspunkt für Gespräche, die daraus resultieren. Bei uns geht es um alles, nur nicht darum, wie der oder diejenige ums Leben gekommen sind.

t-online.de: Wie kam es zu der Idee, eine TV-Serie über einen Tatortreiniger zu machen?

Bjarne Mädel: Ich wollte ursprünglich mit meinem Kollegen Florian Lukas etwas zusammen drehen und zwar als Gebäudereiniger. Das habe ich Arne Feldhusen (Regisseur, Anm. d. Red.) erzählt und der meinte gleich: "Tatortreiniger". Das hat mich und unsere Autorin überzeugt. Der NDR hatte mir zeitgleich ein Format namens "Das Wartezimmer" angeboten. Darin sollte es um einen Hypochonder gehen, der im Wartezimmer die Leute zutextet. Das fanden wir aber nur bedingt ergiebig.

t-online.de: Warum ist "Der Tatortreiniger" so beliebt?

Bjarne Mädel: Es sind extrem gute Texte. Es ist sehr intelligent geschrieben. Es spielen ganz tolle Kollegen mit. Wir hatten das Glück, dass der NDR uns auch bei der Besetzung vertraut hat. Und wir hatten von Anfang an Mitstreiter beim Sender und auch bei Studio Hamburg. Uns war von Anfang an klar, dass die Sendezeiten spät sein werden. Erfolgreich ist "Der Tatortreiniger" auch deshalb, weil er so „reich“ ist. Er hat poetische und philosophische Momente und unterscheidet sich von anderen Formaten eben hauptsächlich durch seine echt tollen Texte.

t-online.de: "Der Tatortreiniger" wurde mit dem Grimme Preis ausgezeichnet. Was bedeute die Ehrung für Sie?

Bjarne Mädel: Das ist ganz großartig, weil der Preis ja für Qualität vergeben wird. Wir haben aber auch viel Glück gehabt. Den Grimme Preis so schnell - nach nur vier Folgen – zu bekommen, hat vielleicht auch damit zu tun, dass die Jury die Sender ermutigen möchte, neuen, nicht ganz so stromlinigen Formaten eine Chance zu geben.

t-online.de: Wie viel Bjarne Mädel steckt in Schotty?

Bjarne Mädel: Das ist die Frage, die ich als Schauspieler am meisten hasse. Es ist nun mal meine Rolle, die ich mögen und verstehen muss. Aber ich muss genauso überzeugend einen Anwalt oder einen Skinhead spielen können. Vielleicht ist es bei Schotty der norddeutsche Dialekt, der ja mein Heimatdialekt ist. Er ist HSV-Fan. Ich bin HSV-Fan. Aber sonst gibt’s kaum Überschneidungen. Ich bin privat nicht ganz so einfach gestrickt und machohaft. Was ich an Schotty toll finde, ist, dass er sagt, was er denkt. Er trägt sein Herz auf der Zunge. Er hat nichts Falsches. Da treffen sich Rolle und Privatperson denke ich auch ein bisschen. Allerdings bin ich nicht ganz so konsequent in meiner Ehrlichkeit wie Schotty.

t-online.de: Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet? Gab es einen echten Tatortreiniger als Berater?

Bjarne Mädel: Ich habe mich mit einem Tatortreiniger in Berlin getroffen, der mir einiges erzählt hat. Daraus resultiert zum Beispiel die Bodenständigkeit von Schotty. Vieles hat sich aber auch ergeben, wie das Machohafte, dass er Frauen gerne auf den Arsch schaut und Fußball guckt.

t-online.de: Mussten Sie bestimmte fachliche und technische Dinge lernen?

Bjarne Mädel: Ich bin kein Putzmittelfachmann geworden, falls Sie das meinen. Ich war in Chemie eh immer voll schlecht. Und dass das was da alles zum Einsatz kommt, seine Richtigkeit hat, da verlasse ich mich auf die korrekte Recherche meiner Autorin Mizzi Meyer.

t-online.de: Hat sich Ihr Putzverhalten bei Ihnen zu Hause seit der Rolle verändert?

Bjarne Mädel: Nee, ich putze nicht mehr oder weniger als vorher auch.

t-online.de: Putzen Sie selbst oder haben Sie eine Putzfrau?

Bjarne Mädel: Ich putze selber. Ich bin da zwar nicht fanatisch, aber wenn nach zwei Wochen die Wollmäuse rumliegen, dann hole ich schon den Staubsauger raus. Es gibt ja Leute, die abends immer alles wegräumen müssen. Aber so bin ich nicht. Nur wenn ich Texte lernen muss, muss es bei mir ordentlich aussehen. Wenn dann nämlich alles rumliegt und es unordentlich ist, kann ich mich nicht konzentrieren.

t-online.de: Wie viel Kunstblut verbrauchen Sie pro Folge?

Bjarne Mädel: Das weiß ich nicht. Aber weniger als man denkt. Man braucht gar nicht immer Unmengen Blut, um einen Mord dazustellen. Manchmal ist es einfach toller, mit der Fantasie zu spielen. Dann zeigt man gar nichts und überlässt den Rest der Vorstellungskraft jedes einzelnen.

t-online.de: Welches "Tatort"-Team mögen Sie am liebsten?

Bjarne Mädel: Da geht’s mir wie den meisten. Ich gucke gerne den "Tatort" aus Münster. Die Münchner mag ich aber auch sehr gerne und das neue Frankfurter Team mit Joachim Krol und Nina Kunzendorf finde ich super. Die beiden sind ein cooles Pärchen. Und den Rostocker Kollegen gucke ich auch extrem gern beim Ermitteln bzw. beim Spielen zu.

t-online.de: In welchem "Tatort" würden Sie als Schotty gern mal mitspielen?

Bjarne Mädel: Es gab ja schon einen Auftritt von Charly Hübner und Anneke Kim Sarnau aus dem Rostocker "Polizeiruf" im "Tatortreiniger". Und die haben gleich gesagt, dass ich bei denen mal mitmachen muss. Wenn das zeitlich hinhaut, hätte ich nichts dagegen, da mal durchzuwischen. Mit Axel Prahl vom Münsteraner "Tatort" haben wir auch schon mal gesprochen. Von daher wäre es denkbar, sich auch da mal dranzuhängen.

t-online.de: Die ARD will die Serie jetzt senden. Erster Termin ist der 17. Mai. Wie geht’s danach weiter?

Bjarne Mädel: Mehr Sendetermine kenne ich auch noch nicht. Wahrscheinlich ist es so, dass die ARD erst mal gucken will, wie viele Leute da einschalten, bevor sie weitere Termine nennen. Das ist leider so’n bisschen Angsthasenfußball. Ich wünsche mir da einfach mehr Mut. Aber selbst über den einen Termin sind wir schon sehr sehr froh. 21.45 Uhr in der ARD ist doch toll.

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t-online.de: Was ist denn Ihrer Ansicht nach der Grund für dieses Verhalten bei der ARD? Sie spielen ja auch in der ProSieben-Serie "Stromberg" mit. Worin unterscheiden sich private und öffentlich-rechtliche Sender beim Umgang mit neuen, ungewöhnlichen Formaten?

Bjarne Mädel: Ich habe manchmal das Gefühl, dass bei den öffentlich-rechtlichen Sendern noch mehr Quotendruck herrscht als bei den Privaten. Außerdem besteht die ARD ja aus mehreren Sendern mit einer Gemeinschaftsredaktion und da hat man dann vielleicht unterschiedliche Meinungen, die man unter einen Hut bringen muss. Bei ProSieben gibt es eine klare Führungsspitze und die redet dem Ralf Husmann (Autor von "Stromberg", Anm. d. Red.) zum Glück nicht in die Drehbücher rein.

t-online.de: Jetzt sind aber acht neue Folgen geplant. Wann wird gedreht?

Bjarne Mädel: Wir haben gerade Schwierigkeiten, das zeitlich hinzukriegen. Ich drehe noch bis Anfang Juni "Mord mit Aussicht". Die Autorin arbeitet noch bis Mai an einem Theaterstück. Danach kann sie erst für uns schreiben. Von daher hoffen wir, dass wir im Sommer die ersten vier Folgen hinkriegen und vier weitere im nächsten Winter. Ich sehe für meine Rolle in "Mord mit Aussicht" ja auch völlig anders aus - Vollbart, dicker Bauch…

t-online.de: Der Bart ist schnell abrasiert, aber der Bauch ist echt und muss abgespeckt werden…

Bjarne Mädel: Für die erste Folge vom "Tatortreiniger" in der Schotty nur in Unterhose zu sehen ist, habe ich ganz schön geschwitzt…

t-online.de: Aber Probleme mit solchen Szenen haben Sie nicht, oder?

Bjarne Mädel: Nee. Ehrlich gesagt, ist es viel einfacher sich in einem guten Film auszuziehen, als komplett angezogen in einem schlechten Film schlechte Texte aufzusagen.

t-online.de: Vielen Dank für das Gespräch.

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