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Tatort-Kritik: "Verschleppt" - an Spannung kaum zu überbieten


Tatort
"Tatort: Verschleppt": Verstörender Horror-Thriller

dapd, t-online, CK/dapd

Aktualisiert am 23.01.2012Lesedauer: 3 Min.
Szenenfoto aus dem "Tatort: Verschleppt"Vergrößern des BildesSzenenfoto aus dem "Tatort: Verschleppt" (Quelle: SR/Manuela Meyer)
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Verstörend, packend und hochspannend: Der letzte Fall des Saarbrücker "Tatort"-Duos Kappl (Maximilian Brückner) und Deininger (Gregor Weber) war eher ein Horror-Thriller als ein Sonntagabend-Krimi. Denn in "Verschleppt" waren die beiden Polizisten einem psychopathischen Kindesentführer auf der Spur, der gleich drei Mädchen über Jahre hinweg auf grausamste Weise peinigte. Angesichts des drastischen Falles lagen nicht nur bei den Kommissaren bald die Nerven blank. Düstere Szenen, gespenstische Musik und drastische Effekte ließen auch den Zuschauern das Blut in den Adern gefrieren. Dieser "Tatort" war definitiv nichts für zartbesaitete Gemüter.

Sprechen sich die "Tatort"-Macher untereinander eigentlich nicht ab? Dieses Eindrucks kann man sich gelegentlich nicht erwehren. Gab es im letzten Frühjahr innerhalb weniger Monate zwei "Tatorte" im Fußballumfeld, folgten nun kurz nacheinander zwei Fälle zum Thema Kindesentführung. Doch in Saarbrücken wurde das Thema völlig anders angepackt als Anfang Dezember von Kommissarin Lindholm (Maria Furtwängler) in Hannover. Während damals auf Bilder der entführten Mädchen in ihrem Verlies verzichtet wurde, gab es diese Szenen im aktuellen "Tatort" in Hülle und Fülle. Denn "Verschleppt" setzte auf drastische Bild- und Schock-Effekte.

An Spannung kaum zu überbieten

Das ging auf Kosten der Realitätsnähe: Einen derart perversen Täter, der gleich mehrere Mädchen entführt, um an ihnen seinen Kontroll- und Sauberkeitswahn auszuleben, ist kaum denkbar - ebenso wenig wie die Reaktion der entführten Barbara Romers (Mathilde Bundschuh), die ihre eigene Identität ausgelöscht und die ihres Entführers übernommen hatte. Auch wurde die Psychologie der Figuren nur oberflächlich beleuchtet: Starke Bilder, krasse Effekte und eine schockierende Story zählten mehr als feine Charakterzeichnungen. Doch die Effekte waren vom finnischen Regisseur Hannu Salonen durchaus gelungen eingesetzt. Denn an Spannung war dieser "Tatort" kaum zu überbieten: Lange saß man nicht mehr so gebannt und angespannt vor dem Sonntagabend-Krimi - und das für volle 90 Minuten.

"Gucken Sie sich die Folge bloß nicht an"

Das lag auch an den Darstellern. Maximilian Brückner und Gregor Weber stellten eindringlich dar, wie sehr der Fall die Kommissare an ihre Grenzen führte. Dabei verriet Weber in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dapd, dass der Film ihm gar nicht zusagte: "Ich hatte von der Geschichte von Anfang an nicht viel gehalten. (...) Ich empfand es als eine dramaturgisch schwache Story, die mit Horroreffekten aufgeblasen ist." Gegenüber dem Kölner "Express warnte Weber sogar explizit davor, den "Tatort" einzuschalten: "Gucken Sie sich die Folge 'Verschleppt' am Sonntag bloß nicht an! Sie ist schlecht."

Zeigt, wie sehr die Kommissare unter Druck stehen

Doch so schlecht, wie der Schauspieler den "Tatort" machte, war er keinesfalls. Doch das mag auch an den eigenen Ideen gelegen haben, die die beiden Hauptdarsteller in den Film einbrachten: "Dass ich im Büro ausraste, dass ich einen Verdächtigen drangsaliere und Maximilian einen anderen sogar schlägt, das alles stand nicht im Buch, sondern haben wir am Set entwickelt", so Weber. "Uns war wichtig zu zeigen, wie sehr die Kommissare von diesem Fall überfordert sind und psychisch unter Druck stehen." Das wurde in "Verschleppt" in der Tat eindringlich dargestellt.

Kappl und Deiniger verabschiedeten sich mit Paukenschlag

Insgesamt lässt sich "Verschleppt" als hochspannender Film zusammenfassen, der die Zuschauer zwar fesselte, dies aber vor allem durch seine Effektgewalt und weniger durch realistische Darstellung vermochte. Horrorfans hatten daran vermutlich ihre helle Freude, der durchschnittliche "Tatort"-Gucker vielleicht eher weniger. Doch ob man den letzten Fall von Kappl und Deininger nun mochte oder nicht, in einem Punkt sind sich sicher alle Zuschauer einig: Die Saarbrücker Kommissare verabschiedeten sich mit einem echten Paukenschlag.

Rekordquote für Abschieds-"Tatort"

Für den Sender hat sich Kappls und Deiningers Abschied übrigens gelohnt: 9,25 Millionen verfolgten am Sonntagabend den ARD-Krimi. Das war die höchste Zuschauerzahl eines Saar-"Tatorts" seit 19 Jahren und entspricht einem Marktanteil von 24,3 Prozent. Angesichts dieser Rekordquote ist die Entscheidung des Saarländischen Rundfunks, die beiden Kommissare abzusägen, umso unverständlicher.

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